Renate Pahnke

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Interview mit Renate Pahnke

Was hat Dich zur SAPPhO-Stiftung geführt?

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1992, also vor 13 Jahren, gab es eine Safiagruppe „Tafelsilber“, die sich auf theoretischer Ebene mit „gemeinsamem Wohnen“, „Wohnraum schaffen“, „welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um staatliche Mittel in Anspruch nehmen zu können“, „wie haben es andere gemacht“ etc. beschäftigt hat. Unsere Gruppe war in Auflösung begriffen, weil sie meines Erachtens diese Fragen zu theoretisch behandelt hat. Anhand eines konkreten Objektes werden diese Probleme viel schneller und effizienter angegangen. Aus Theorien werden keine Wohnungen…

In dieser Zeit hatte Wienke eine Erbschaft gemacht und suchte auf einem Safiatreffen eine Gruppe, die mit ihr eine Form finden könnte, gemeinsames Wohnen auf einen gangbaren Weg zu bringen – dies war auch mein Anliegen und auch das von weiteren Tafelsilberfrauen. Ich schloss mich also dieser neuen Gruppe an, weil sich, wie gesagt, „Tafelsilber“ in Auflösung befand.

Wir suchten eine Rechtsform, die Wohnprojekte möglich macht in einer Form, die von Steuern und staatlichen Auflagen möglichst verschont bleibt. Über GmbH, Genossenschaft, Verein gelangten wir zur Stiftung. Hier ist zwar die staatliche Auflage ziemlich streng. Andererseits steht dadurch aber auch eine Sicherheit dahinter, dass das Vermögen nicht, aus welchen Gründen auch immer (meist sind es politische), eingezogen wird. Es gibt in Hamburg eine jüdische Wohn-Stiftung, die das 3. Reich überlebt hat. Dies gab für uns den Ausschlag, an einer Stiftung zu arbeiten. In der Regel braucht es drei Jahre, bis eine Stiftung genehmigt wird; wir brauchten fünf Jahre. Eine große Hürde war der Anspruch, eine lesbische Stiftung zu sein. Aus diesen Erwägungen heraus ist die Stiftung in NRW angesiedelt. Nach unseren Erkenntnissen gehört dieses Bundesland zu den liberalsten in Deutschland.

Wie findest Du die Regelung, 6 Jahre verbindlich in der Stiftung mitzuarbeiten?

Dies finde ich notwendig. Unser langer Weg bis zur Gründung hat gezeigt, dass es lange dauert, bis frau sich eingearbeitet hat und selbständig arbeiten kann. Wir haben auch in der Satzung verankert, dass eine ausscheidende Frau möglichst selbst für eine Nachfolgerin Sorge trägt.

Wo liegen Deine Stärken? Was bringst Du in die Stiftung ein?

Von Haus aus bin ich Kauffrau. Die Büroarbeit liegt mir am ehesten. Über den Job als Kassenfrau bei Safia bin ich zur Buchhaltung gekommen und finde diese Tätigkeit sehr abwechslungsreich. Jedenfalls in solch kleinem Rahmen, in dem alle Buchhaltungsarbeiten von einer Person erledigt werden können. Das hat manchmal so was von Rätsel auflösen. „Wie muss ich was buchen“ zum Beispiel.

Wie sieht Deine Vision der SAPPhO-Stiftung aus?

Die Stiftung wird ein Sammelbecken von Immobilien und anderen Erbschaften sein. Wir sind angetreten, um hiermit Wohnprojekte zu unterstützen. Unterstützen, nicht selber initiieren. Dafür reichen derzeit weder unsere Kraft noch das Stiftungsvermögen aus. Wir wollen die Voraussetzung dafür schaffen, dass Lesben endlich auch einmal die Möglichkeit haben, auf Werte zurückgreifen zu können, die in anderen Konstellationen längst selbstverständlich sind.

Was hat sich davon bereits verwirklicht?

Nun, in „Stiftungseigentum“, sprich Immobilienbesitz, befinden sich (zur Zeit erst zum Teil) Wienkes Wohnprojekt in Hannover, vollständig das Wohnprojekt Wüstenbirkach, zwei von fünf Wohnungen in der „Villa Charlotta“ in Charlottenberg sowie das Wohnprojekt Vögelsen bei Lüneburg. Die letzte Zustiftung war das Frauenlandhaus Charlottenberg, welches als Tagungshaus einen etwas anderen Charakter hat, weil es ja ein Wirtschaftsbetrieb und kein Wohnprojekt ist.

Was wünschst Du Dir am meisten für den Werdegang der Stiftung?

Wir, die sogenannten Gründungsfrauen, sind nun schon 13 Jahre dabei, wenn man die Vorbereitungsphase mitrechnet, 8 Jahre seit Stiftungsgründung. Ich wünsche mir viele kompetente Frauen, die auf ehrenamtlicher Ebene mit gleicher Energie und Überzeugung wie wir, mit uns, und dann auch ohne uns, die Geschicke der Stiftung in die Hand nehmen.

Was denkst Du? Worin können die Safia-Frauen der Stiftung SAPPhO eine Unterstützung sein?

Ich wünsche mir viel Interesse an der Stiftung, Wohlwollen und finanzielle Unterstützung, soweit es den Frauen denn möglich ist. Mir liegt viel daran, dass die Stiftung als echtes „Kind“ von Safia, aber zugleich als eine selbständige Stiftung von Lesben für Lesben begriffen wird.