Interview mit Ruth Balden
Was hat Dich zur SAPPhO-Stiftung geführt?
Damals, 1993, war ich schon mittendrin im Thema „Frauen und Wohnen“. Zum einen in München mit dem Projekt FrauenWohnen – heute eine Genossenschaft mit 250 Mitfrauen und 50 im Sommer 2006 bezugsfertigen Wohnungen –, zum andern in Safia mit den Überlegungen zum Waldhof in der Rhön als einem Safia-Mutterhaus.
Zu dem Zeitpunkt suchte Wienke bei Safia nach einer Stiftungsgruppe. Ich konnte nicht gleich dabei sein, weil ich noch mit dem Waldhof beschäftigt war, meldete mein Interesse aber an und bat um spätere Mitarbeit. Sie wurde mir glücklicherweise gewährt.
Wie findest Du die Regelung, 6 Jahre verbindlich in der Stiftung mitzuarbeiten?
Ich sehe das nicht so eng.
Bis frau sich eingearbeitet hat, sind schon mal mindestens zwei Jahre vergangen, denn wir treffen uns ja nur viermal im Jahr. Wenn eine neue Vorstandsfrau in dieser Zeit herausfinden sollte, dass ihr das Thema und die Arbeitsweise nicht liegen, soll sie auch wieder gehen können. Es stellt sich aber heraus, dass den meisten von uns die Stiftung so am Herzen liegt, dass es sich mehr oder weniger zu einer Lebensaufgabe entwickelt.
Wo liegen Deine Stärken? Was bringst Du in die Stiftung ein?
Zu den Stärken müsste ich die SAPPhO-Schwestern fragen, denn das weiß ich selber nicht so genau. Mir wird nachgesagt – das habe ich mal gehört –, dass ich sachlich sei in meinen Argumenten und ich glaube auch ausgleichend.
Ich bringe natürlich meinen Fachbereich Architektur ein. Wobei die Architektur ja eigentlich nicht gefragt ist. Es ist die Baufachfrau, die immer wieder eingefordert wird.
Wie sieht Deine Vision der SAPPhO-Stiftung aus?
Die Utopien der SAPPhO-Schwestern, die vor mir berichtet haben, sind mir natürlich aus der Seele gesprochen und ich will mich da nicht wiederholen.
Aber mir ist klar, dass dies eine Arbeit für die nächste Generation ist. SAPPhO sammelt Wohnraum und Vermögen von Lesben, die die Erträge ihrer Hände Arbeit oder ihr Erbe nicht an den Staat oder an die Herkunftsfamilie weitergeben wollen, sondern im Bewusstsein politischen Handelns am Aufbau einer Lesbenkultur, in unserem Fall an einer Initiative für gemeinschaftliche, lesbische Wohnprojekte, teilhaben wollen.
Es haben sich in Deutschland ja schon viele sogenannte „Streudörfer“ entwickelt (eine gelungene Übersetzung des Wortes Community) – in und um Bremen/entlang der Weser, in der Eifel, auf der Schwäbischen Alb, um Charlottenberg herum, die Bergfrauen, etc., in denen Gemeinschaft, Austausch, Jahreszeitenfeste… gepflegt und gefeiert werden. Viele von diesen Frauen haben sich Eigentum angeschafft. Wenn diese Dorfentwicklungen wieder auseinanderfallen oder ausdünnen würden, weil das Eigentum im Todesfall nicht mehr für Lesben nutzbar ist, wäre das sehr, sehr schade
Was hat sich davon bereits verwirklicht?
8 Wohnungen + 2 Wohnungen + 2 Wohnungen + 1 Wohnung (+ 4 Wohnungen im Todesfall) + 1 Haus + Landhaus Charlottenberg. Wir sammeln und betreuen…
Was wünschst Du Dir am meisten für den Werdegang der Stiftung?
Dass dynamische Frauen dazukommen und die Stiftungsarbeit vorantreiben, dass wir genug Geld haben, um die Arbeit aller, die damit zu tun haben, bezahlen zu können. Und dass alle (viele?) Lesben mit Vermögen und Immobilien diese in die Stiftung geben. Und ganz wichtig, dass das SAPPhO-Team weiterhin konstruktiv, im Konsens und ohne Machtspielchen zusammenarbeitet.
Was denkst Du? Worin können die Safia-Frauen der Stiftung SAPPhO eine Unterstützung sein?
Erst einmal, indem sie ihr wohlgesonnen sind, gut von ihr reden und für sie Werbung machen, einfach so, bei Freundinnen und in ihren Kreisen.
Als nächstes, dass sie sich aktiv für sie einsetzen, zum Beispiel im „Kreis der Förderinnen“.
Dann wäre es natürlich wunderbar, wenn sie ihre Fähigkeiten und ihr Engagement der Stiftung zur Verfügung stellen würden, und die Krönung wäre es, wenn sie ihr Testament zu Gunsten der Stiftung erstellen oder schon zu Lebzeiten stiften würden.