Selbstverständnis, Ziele und Aufgaben

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Unser Selbstverständnis

Die SAPPhO Frauenwohnstiftung wurde gegründet, um Immobilien und Vermögen von Lesben zu sammeln und es für Wohnräume/-projekte für (überwiegend alte) Lesben zu erhalten.

Unsere Wurzeln liegen im lesbischen Feminismus der 1980iger Jahre. SAFIA e.V., der Verein, der neben Wienke Zitzlaff die SAPPhO-Stiftung mitgegründet hat, wurde 1986 als Verein zur Selbsthilfe gegen die Vereinzelung von Lesben im Alter gegründet. Er entwickelte sich innerhalb von kurzer Zeit zu einem bundesweiten sozialen Netzwerk für ältere Lesben.
Einige der Mitfrauen von SAFIA hatten den Traum vom „Gemeinsam Wohnen und Altwerten“ und haben zusammen Häuser gekauft. Sie hatten den Wunsch, diese als Lesbenwohnprojekte langfristig zu erhalten. Die Immobilien sollen auch nach dem Tod oder Ausstieg einer einzelnen Lesbenwohnprojekte bleiben und vor dem Zugriff von Verwandten (gesetzliche Erbfolge) gesichert werden.

Durch ihre lesbische Identität haben viele Frauen konflikthafte Beziehungen zu ihren Herkunftsfamilien und oft wenig Unterstützung sondern Diskriminierung erfahren, so dass sie ihr zum Teil hart erarbeitetes Vermögen nach ihrem Tod nicht der Herkunftsfamilie überlassen, sondern lieber die Wahlfamilie der lesbischen Community unterstützen wollen.

Außerdem wollen wir feministische Erb- und Nachfolgeregeln fördern und patriarchale Traditionen ändern: Männer wirtschaften seit Jahrtausenden für sich… – Wir wollen, dass Frauen-Lesben ebenso für sich und ihr Ziele wirtschaften. Frauen vollziehen 2/3 der Weltarbeit und ihnen gehören weniger 10 % des Kapitals. Frauen werden auch heute noch systematisch daran gehindert, mit eigenem Vermögen zu wirtschaften sowie Netzwerke zu bilden. Dass sich in der BRD viel geändert hat und ein gleichberechtigterer Umgang zwischen Männern und Frauen, sowie ein zunehmend diskriminierungsfreies Leben für Lesben und die gesamte LSBTIQ Community möglich ist, ist wesentlich dem hartnäckigen Einsatz mutiger Frauen zu verdanken, die sich seit Anfang des vorigen Jahrhunderts für Frauen- und Menschenrechte einsetzen. Aber trotz aller Fortschritte, gibt es immer noch viel zu tun…und wir erleben auch, dass es neben Fortschritten immer wieder Rückschritte gibt.

Ein weiteres Ziel ist die Sicherung von Vermögenswerten für eine ggf. nach dem Tod der Partnerin zurückbleibende Lebensgefährtin. Paare, die nicht heiraten möchten und den Wunsch haben, dass ihr Vermögen in Lesbenhänden bleibt, können die Lebensgefährtin mithilfe der SAPPhO Stiftung absichern.
Neben dem Wohnen hat die Stiftung, wenn finanziell möglich, weitere soziale Aufgaben. Da Frauen-Lesben im Alter in der Regel finanziell schlechter gestellt sind als Männer, ist es uns aus feministischer Sicht ein Anliegen, die Lebensbedingungen für Frauen-Lesben im Alter zu verbessern.
Auch die Gründung von Kommunikationszentren zur Förderung eigener kultureller Impulse sowie eines generationenübergreifenden Dialoges ist Teil der Satzung der SAPPhO Stiftung. Gemeinschaftliches Wohnen und Altwerden sowie die Kommunikation von Lesben zu fördern und zu erhalten, ist eine Form der Altenselbsthilfe und leistet einen Beitrag für die soziale Integration älterer und alter Frauen/Lesben in die Gesellschaft.

Zum Thema Altwerden gehört auch das Thema Pflegebedürftigkeit. Mit den Stiftungszielen kann auch als Entwicklungspotential die Gründung und ggf. auch Bewirtschaftung von Pflegewohngemeinschaften oder einer Pflegeeinrichtung für alte Lesben oder auch ein Hospiz vereinbart werden.

Das von uns seit 2014 getragene Lesbenfriedhofs-Areal geht noch einen Schritt weiter und setzt ein Zeichen für die Verbindung und das Erinnern über den Tod hinaus. Einen gemeinschaftlichen Trauerort zu haben bedeutet, nicht einfach in der Versenkung zu verschwinden, sondern auch nach dem Tod sichtbar und verbunden zu bleiben. Gerade für alte Lesben, die ihre Freundinnen und Partnerinnen verloren haben, ist es von großem Wert und tröstlich, einen solchen Ort aufsuchen zu können oder an diesem mit den anderen Mitfrauen der Community begraben zu sein.

Der Traum von vielen Lesbenwohnprojekten auf dem Land und in der Stadt unter dem Dach der SAPPhO Frauenwohnstiftung zu vereinen, beinhaltet die Vision von kleinen und größeren von Lesben gestalteten Freiräumen, in denen ein möglichst freies, selbstbestimmtes und gemeinschaftliches Leben bis ins hohe Alter möglich ist.
Die Lesbenwohnprojekte/-wohnräume sollen dabei über ihre Rechtsform an die Stiftung angebunden sein und sich weitgehend selbst definieren und verwalten (finanziell sowie verwaltungstechnisch). Als Hüterin der Projektideen ist es jedoch Aufgabe der Stiftung, die Projekte soweit es notwendig ist, zu beraten und zu unterstützen. Auch kann die Stiftung bei der Gründung von neuen Projekten hilfreich zur Seite stehen.

Erste feministisch lesbische Stiftung in Europa

Als erste europäische Lesbenstiftung sind wir stolz auf unsere feministischen Wurzeln.
Der Begriff Lesben(t)räume bezieht sich nicht nur auf Wohnraum sondern auch auf kulturelle bzw. politische Räume. Der Feminismus der 1980iger Jahre hat verschiedene Umgangsformen sowie politische Inhalte hervorgebracht, denen sich die SAPPhO-Stiftung bis heute verbunden fühlt und deren Werte sie erhalten wird:

  • Entwicklung und Erhalt von Frauen-Lesbenräumen als diskriminierungsfreie Orte der Frauen-Lesbensolidarität
  • Feministisches Grundverständnis
  • Demokratischer- hierarchiefreier Umgang miteinander
  • Parteilichkeit aus Frauen-/Lesbensicht
  • Das Private ist politisch.
  • Frauenrechte – Lesbenrechte (Gemeinsam sind wir stark)
  • Individueller Umgang mit Spiritualität
  • Vernetzung innerhalb der LSBTIQ -Community, der Frauenbewegung und sozialen Bewegungen.

Warum eine Stiftung?

Die Organisationsform der Stiftung wurde aus folgenden Gründen ausgewählt:
Größtmögliche Absicherung des Vermögens und der Immobilien innerhalb des patriarchalen Systems durch

  • Langfristiger Erhalt von Vermögen und Immobilien über den Tod oder das Ausscheiden Einzelner sowie auch über politische Veränderungen hinaus
  • Eine Stiftung bietet die Möglichkeit gemeinschaftlichen Eigentums
  • Die Satzung sichert die Aufgaben und Ziele zum gemeinschaftlichen/gemeinnützigen Wohl von Frauen-Lesben.
  • Langfristige Absicherung des Stiftungszwecks – hohe Hürden bei der Änderung
  • Staatliche Zugriffsmöglichkeiten kaum vorhanden
  • Steuerliche Vorteile bei Zustiftungen, Erbschaften, Spenden bereits zu Lebzeiten
  • Weniger Organisationsaufwand und Kosten als eine Genossinnenschaft.
  • Mit einem Kapitalwert von ca. 1,5 Mio. Euro sind wir bis heute (2020) eine sehr kleine Stiftung. Mit wenig Kapital haben wir viel erreicht, wie auch viele andere Frauenlesbenprojekte und – initiativen. Wir sind von unseren Zielen und Perspektiven überzeugt, auch wenn sich die Lesbencommunity der 1980iger Jahre von den Lesben 2020 stark unterscheidet und sich die Lebensentwürfe ändern. Unsere Vision ist, eine starke Frauen-Lesbeninstitution mit vielen Lesbenorten zu sein. Darüber hinaus wollen wir in Verbindung mit anderen starken Frauen-Lesbennetzwerken sein. Damit wollen wir unsere Lebensform stärken und sichtbar machen, damit sie in der Gesellschaft einen stabilen und selbstverständlichen Standort hat.

Ziele und Aufgaben der Stiftung

Zweck der Stiftung ist die Verbesserung und Erweiterung der bestehenden Möglichkeiten zur Altenselbsthilfe und Altenhilfe für Lesben. Sinn dieser Arbeit ist es, die Isolierung von Lesben im Alter aufzubrechen und damit möglichen isolationsbedingten Krankheiten sowie körperlicher und geistiger Hinfälligkeit vorzubeugen.
Wir meinen: Viele Lesben, ob alt oder jung, wollen miteinander nach ihren Vorstellungen wohnen. Deshalb wollen wir dabei helfen, dass sie sich neue Lebens- und Wohnformen erarbeiten können, oder dass schon bestehende und erprobte Wohnformen erhalten bleiben.

Das tun wir,

  • indem wir Lesbenwohnräume und -projekte unter unserem Dach ansiedeln und preiswerten Wohnraum schaffen.
  • die Planung und Verwirklichung gemeinschaftlicher Wohnprojekte beratend begleiten,
  • den Aufbau und die Erhaltung sozialer und kultureller Lesben-Netzwerke unterstützen, Begegnungszentren aufbauen und erhalten, in denen jüngere und ältere Lesben ins Gespräch kommen.

Wie geht das?
Frauen stiften oder vererben ihr Eigentum, ihre Häuser, ihr Vermögen gerne auch Barvermögen an die SAPPhO-Frauenwohnstiftung. So wird die Stiftung zu Immobilieneigentümerin oder auch zur Eigentümerin von Aktien-, Fonds- und Beteiligungskapital. Die Immobilien werden – soweit Nachfrage vorhanden – an Lesben vermietet.

Die SAPPhO-Frauenwohnstiftung kann über das Vermögen frei verfügen, soweit es nicht durch den Willen der Stifterin gebunden ist. Sie kann Kapital ansammeln und Wohnraum für Lesben dort schaffen, wo er benötigt wird. Wo die Frauen heute schon leben, wo sie ihr soziales Umfeld aufgebaut haben und wo sie auch bleiben wollen: in der Stadt, auf dem Land, in den Bergen, am Meer…
Aus einer solchen Bündelung entstehen dann Wohnstifte, Haus- und Hofgemeinschaften, vielleicht sogar Straßen- und Dorfgemeinschaften – im Norden, im Süden, im Westen und Osten des Landes. Eben Gemeinschaften, in denen Lesben nach ihren Vorstellungen bis ins hohe Alter ihr Leben gestalten.

Weitere Ziele der Stiftung sind die Unterstützung von finanzschwachen Lesben durch Übernahme von Sach- oder Dienstleistungen sowie die Begleitung unserer Tätigkeiten durch Forschung, Kunst und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Stiftung ist feministisch. Parteipolitisch sowie konfessionell ist sie unabhängig.

Hier die Satzung der SAPPhO-Frauenwohnstiftung zum Herunterladen:
Satzung